Montag, 17. Juni 2019

ZEITGESCHEHEN // Leserbrief Junge Welt 22.06.19

Klare Aufgabe

Zu jW vom 17.6.: »Tarnfarbe Grün«
Fassungslos blickte ich auf das Titelfoto. Lobbyverliebt, wie Cem Özdemir nun mal ist, war es keine wirkliche Überraschung, ihn irgendwann im aktiven Kriegstreiberdienst zu sehen. Spätestens seit dem Krieg in Jugoslawien wissen wir, dass die Grünen kein Friedensprojekt sind. Aber das scheint vielen Wählern der neuen hippen Grünen weniger bewusst zu sein. Ebenso wie ihre landespolitischen Entscheidungen in Baden-Württemberg, Hessen oder Rheinland-Pfalz. Dort, wo sie mitregieren, verlieren sie in Windeseile ihren rebellischen und ökologischen Charme und zeigen wie alle anderen Parteien, dass ihnen Geld, Macht und die Sicherung der »Tröge« wichtiger sind (…). Nun bereitet man sich also auf »Schwarz-Grün« vor, man möchte Stärke zeigen. Während Robert Habeck und Annalena Baerbock zwischen jungen, urbanen Menschen posieren und sich trotz ihrer aktiven Verweigerung beim Klimaschutz auf Länderebene als Helden für die »Fridays for Future«-Bewegung feiern lassen, fahren Özdemir und Tobias Lindner im Panzer durch den Schlamm und bewerben die »Helden« der »Heimat«. Allein bei der Sprache muss es Linke doch schon gruseln, oder?
Aber was macht meine Partei nach dem traumatisierenden Ergebnis bei den EU-Wahlen? Wir suchen den Fehler nicht bei uns, wir debattieren ernsthaft darüber, wie wir noch mehr von den Grünen lernen können. (…) Natürlich müssen wir Umweltschutz und Klima dringend in den Blick nehmen, es ist kurz vor zwölf! Es ist absolut richtig, die »Fridays for Future«-Bewegung zu unterstützen (…). Aber in Zeiten, in denen weltweit nach der Kündigung des INF-Vertrages wieder Atomwaffen modernisiert werden, in Zeiten mit massiven Truppenübungen auf dem europäischen Kontinent, in solchen Zeiten muss die einzige im Bundestag vertretene Friedenspartei ihr Profil schärfen und ihre Haltung zur immer schneller in Richtung Krieg drehenden Außenpolitik in den Mittelpunkt stellen. (…) Nun sind in Umfragen die Grünen auf dem Sprung, den kommenden Kanzler zu stellen, und ich sehe in die Zeitung und entdecke führende Köpfe dieser Partei, in Olivgrün gekleidet. Die Mainstream-Zeitungen erfreuen sich dieses Anblicks und nennen sie realpolitisch angekommen … Als sie das letzte Mal so sangen, sprachen sie vom »feldgrauen Ehrenkleid« und setzten Europa in Brand. Es dürfte klar sein, welche Aufgabe sich der Partei Die Linke als parlamentarischem Arm der Friedensbewegung stellt! Nie wieder Krieg!
David Schwarzendahl, per E-Mail

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