Freitag, 14. November 2025

Weihnachten hinter Stacheldraht - 2025

 

Weihnachten hinter Stacheldraht - 2025

Weihnachtsmärkte waren einmal Orte, an denen die Welt für einen Augenblick stehen blieb. Zwischen dem Duft von gebrannten Mandeln, dem warmen Klang von Chorälen und dem Funkenregen der Lichterketten konnte man spüren, dass es eine gemeinsame, geteilte Zeit war: eine Zeit, in der man einfach zusammenkam, ohne Fragen, ohne Hintergedanken. Die Märkte waren offen, durchlässig, einladend – wie das Fest selbst.

Heute sind sie von Pollern, Taschenkontrollen und uniformierten Streifen durchzogen. Die Zugänge wirken wie Schleusen. Nicht, weil jemand das Fest zerstören will, sondern weil die Welt sich verändert hat: Gewalt, Anschläge und ein wachsendes Gefühl von Unsicherheit haben uns gezwungen, über selbstverständliche Dinge neu nachzudenken. Die Frage ist nicht mehr nur, wie wir feiern, sondern ob wir es gefahrlos können. Und das hinterlässt Spuren...

Weihnachtsmärkte sind kulturelle Räume. Sie sind mehr als Buden und Lichter – sie sind gelebte Tradition, vertraute Rituale, soziale Nähe. Wenn diese Orte nun mit Sicherheitskonzepten wie Veranstaltungsgeländen behandelt werden müssen, verändert das etwas tief in uns. Es verändert unser Gefühl von Öffentlichkeit. Es verändert unser Vertrauen.

Denn es ist traurig, wenn man Freude abwägen muss.

Wenn man Wärme gegen Risiko verrechnen muss.

Wenn ein Moment der Unbeschwertheit plötzlich Kosten, Personal und Schutzmaßnahmen bedeutet.

Wir haben gelernt, uns zu schützen – und das ist richtig. Sicherheit schützt Leben, bewahrt Familien davor, das Unvorstellbare erleben zu müssen. Aber gleichzeitig zahlen wir einen Preis: Ein Stück Unschuld, das Gefühl, dass die Welt eigentlich gut sei, ist uns verloren gegangen. Was früher selbstverständlich war, ist heute Gegenstand von Planung, Kontrolle und Vorsicht.

Und doch: Menschen gehen weiterhin hin. Kinder lachen weiterhin vor Karussells. Erwachsene wärmen ihre Hände an Bechern mit Glühwein, reden miteinander, halten inne. Vielleicht liegt in diesem Trotz die eigentliche Botschaft unserer Zeit:

Dass Kultur nicht nur aus Tradition entsteht, sondern aus der Bereitschaft, sie zu bewahren – selbst wenn die Bedingungen schwieriger werden. Das unsere Kultur erhalten und gepflegt werden muss, wir sie samt unserer Werte verteidigen müssen um unsere Identität zu bewahren.

Weihnachtsmärkte erinnern uns daran, wer wir sind, aber auch daran, was wir verlieren, wenn Angst zu groß wird. Wenn wir daran erinnert werden wie uns Terror und Gewalt versuchen zu brechen, uns einzuschüchtern und unsere Feste aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen.

Sicherheit ist wichtig.

Aber auch die Fähigkeit, trotz allem Freude zu spüren.

Vielleicht zeigt uns dieser Wandel auch, wie kostbar diese Momente geworden sind.

Wie sehr sie verteidigt werden müssen – nicht nur mit Pollern, sondern auch mit der Entscheidung, weiterhin gemeinsam zu feiern.

Und vielleicht liegt genau darin ein stiller Trost:

Dass wir uns nicht zurückziehen, sondern leuchten – gerade jetzt.

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